Der CO2-Preis-Rechner

Sind 180 bis 640 € pro Tonne CO2 wie vom Umweltbundesamt empfohlen politisch durchsetzbar? Spielen Sie mit dem Regler, um zu sehen, wo man ladet.


Methan:

Preis pro Tonne CO2e:
Fossiler Strom:
TRANSPORTCO2
kg
Methan
kg
aktueller Grundpreis

Mineralölsteuer
CO2-AufpreisEndpreis
1 Liter Super-Benzin2.40.00730.75 €
1 Liter Diesel2.690.00630.75 €
100km mit sparsamem Diesel (5 Liter)13.450.033.75 €
100km mit E-Auto (20 KWh/100km)006 €
Flugreise Düsseldorf-Mallorca (1400 km)1860.5100 €
Flugreise Deutschland-New York (6000 km)7982.32500 €
STROMCO2eMethanaktueller Grundpreis

Abgaben
CO2-AufpreisEndpreis
1 KWh Braunohlestrom1.10.00250.03
1 KWh Strom aus Gas (GuD)0.40.00290.05
1 KWh Strommix00.0027

Zum Vergleich: Die Produktionskosten pro KWh ohne Abgaben und Zuschüsse in Deutschland betragen für

ohne Abgabenmit Abgaben
Freiflächen-Photovoltaik0,04 - 0,08 €0,30 - 0,34 €
Windkraft an Land0,04 - 0,08 €0,30 - 0,34 €
Windkraft auf See0,13 €0,41 €

Zusätzliche Speicherkosten entstehen bei Dunkelflauten in Höhe von 0,18 - 0,30 € z.B. mit LiOn-Batterien, Tendenz fallend. Auch Druckluftspeicher, Wasserstoff-Rückverstromung und andere Techniken kommen hiefür in Frage. Bei 1/3 Dunkelflauten (somit 0,06 € Speicheraufschlag) ladet man demnach perspektivisch bei gemittelten Kosten von ca. 0,10 € pro KWh bei vollständiger Versorgung mit erneuerbaren Energien.

Abgaben Strom: insgesamt 26 ct, davon 7.8 ct Netzentgelt, 6.5 ct EEG-Umlage (entfällt mittelfristig), 5 ct MWSt, 2 ct Stromsteuer, 1.7 ct Konzessionsabgabe, 1 ct Umlagen KWK u.a.

HEIZENCO2 kgMethan kgaktueller Grundpreis inkl. AbgabenCO2-AufpreisEndpreis
Öl0.350.0010.065 €
Gas0.20.001750.07 €
Wärmepumpe (COP3)
Jahresverbrauch Wärme:
COP/JAZ (Wärmepumpeneffizienz):
NAHRUNGCO2e-aktueller Grundpreis
ohne bisherige Steuer
CO2-AufpreisEndpreis
1 kg Rindfleisch20.6510 €
1 kg Schweinefleisch85 €
1 kg Lammfleisch85 €
1 kg Geflügel14.95 €
1 kg Fisch4.25 €
1 Liter Milch1.760.70 €
1 kg Käse7.85 €
250g Butter3.691.45 €
250g Margerine0.620.38 €
1 kg Reis6.21 €
1 kg Kartoffeln0.621 €
1 kg Gemüse0.981 €

alle Preise inkl. MWSt 19%

Anmerkungen in Kürze

Hintergrund

Wird die Energiewende teuer?

Die Energiepreise steigen vor allem dort, wo der Ausbau von Wind und Sonne nicht schnell genug voran kommt. Denn durch den CO2-Zertifikatehandel werden fossile Energien teurer als Wind und Sonne. Und wo Kapazitäten für Wind und Sonne fehlen, müssen Öl, Kohle und Gas einspringen. Künftig sind größere Preisschwankungen zu erwarten: Bei Sonne und Wind wird Strom fast kostenlos produziert, bei Dunkelflauten können Speichersysteme - soweit vorhanden - derzeit für 20 bis 30 Cent liefern, Tendenz fallend. Sinnvoll wäre, diese Schwankungen im Stundenrhythmus an möglichst viele Verbraucher weiterzugeben, um Anreize zur Systementlastung zu schaffen. Auch ein variabler Preis für die Netzentgelte könnte dazu beitragen.
Das Paris-Ziel bewusst zu verfehlen, kann keine Alternative sein. Denkbar wäre höchstens, Erneuerbare weiterhin durch Subventionen wie das EEG zu finanzieren und den Energiepreis damit niedrig zu halten - damit werden die Kosten auf den Staat verlagert, was nicht zum effizienten Einsatz der Energie anregt. Folglich sind die Kosten dann noch höher, wenngleich Einkommensschwache entlastet werden.
Der CO2-Preis aber deshalb so praktisch, weil der Markt bis zu einem gewissen Grad von alleine regelt, wie am effizientesten und preiswertesten ernereuerbare Energien ausgebaut werden. Zusätzliche Lenkung ist dann gar nicht mehr nötig.
Voraussetzungen:

Mit einem hohen CO2-Preis steigen die Kosten für fossile Energien deutlich an. Der Kohleausstieg käme von selbst. Investitionen in Erneuerbare brauchen dann keine weiteren Anreize mehr, vorausgesetzt Wind und Sonne können genehmigungsrechtlich in großer Dimension installiert werden. Wenn allerdings z.B. Abstandsregeln und Klagemöglichkeiten bei der Windkraft dies verhindern, muss Deutschland seinen Ökostrom importieren, etwa in Form von grünem Wasserstoff für die Stromerzeugung. Bei Transport und Wandlung geht viel Energie verloren, was wiederum den Preis erhöht. Die Gefahr der Falschdeklarierung ist groß. Deutschland verliert Geld. Die Frage ist dann auch, ob alle Staaten weltweit bereit sind, extrem hohe CO2-Preise durchzusetzen, um CO2-Budgets konsequent einzuhalten. Um das zu verhindern gibt es nur einen Weg: Wind- und Sonnenenergie mitsamt Elektrolyse in der größtmöglichen international denkbaren Geschwindigkeit rund um den Globus zu installieren. Die 750 Milliarden Euro des EU-Hilfspaketes wären hierfür besser aufgehoben.
Wenn erneuerbare Energien dann nicht zur Verfügung stehen, ist nicht zuletzt die Energieversorgung gefährdet. All das erklärt auch die Begehrlichkeiten, Laufzeiten für Atomkraftwerke doch noch zu verlängern, die allerdings immense Langzeit-Folgekosten verursachen, selbst ohne GAU. Die weltweiten Produktionsmöglichkeiten für Wind- und Sonnenenergie bleiben der Flaschenhals der Energiewende.

Die Wirtschaftsleistung Deutschlands hängt künftig entscheidend von der Ausbaumenge erneuerbarer Energien, Netzen und Speichern ab.

Zwei Systeme für CO2-Preise in Deutschland und in der EU

In der aktuellen Diskussion um den Klimapakt wird zu selten herausgestellt, dass es mittlerweile zwei Bepreisungssysteme gibt:

CO2-Steuer-Preisgestaltung deutlich zu niedrig

Das Umweltbundesamt hat schon 2016 den Schaden einer Tonne CO2 auf 180 € beziffert, später auf 640 € steigend. Die meisten Studien empfehlen höhere Einstiegspreise als bisher beschlossen, siehe Bundeszentrale für politische Bildung.

Methan fehlt noch im CO2-Preis

Die Treibhausgas-Mengen und -Budgets werden oft in CO2-Äquivalenten angegeben (CO2e), da auch andere Gase eine Rolle auf das Klima spielen. Entscheidend ist vor allem, mit welchem Faktor Methan gewertet wird. Kurzfristig hat die weltweit emittierte Menge etwa denselben Effekt wie CO2. Auch Methan entsteht hauptsächlich bei der Förderung von Öl, Gas und Kohle (33%) sowie in der Tierhaltung, hier insbesondere bei Rindern (21% der Gesamtemissionen), siehe Olivier/Peters (S.12). Die weltweiten Methanemissionen pro Jahr werden bei Olivier/Peters (S.6) auf 389 Mt geschätzt, bei NASA Earth Observatory / Global Carbon Project auf 576 Mt.
Oft wird ein 100-Jahres-Faktor (GWP = Global Warming Potential) von 21 oder 25 für Methan genannt, was auf älteren Schätzungen beruht. Im IPCC AR5 (2014, WG1 Kap8 S.714) wird bereits ein Faktor von 36 mit Rückkopplungseffekten angenommen. Der Kurzzeitfaktor liegt mit ca. 86 auf 20 Jahre noch deutlich höher. Gerade kurzfristig kann Methan auf diese Weise Kettenreaktionen auslösen.

Bisher wird Methan beim deutschen CO2-Preis nicht berücksichtigt. Die Einbeziehung der Landwirtschaft ist dabei ein heißes Eisen, an das sich die Politik noch nicht getraut hat.
Bei einem Mittelwert von 500 Mt Emissionen pro Jahr kommt Methan bereits auf ein Äquivalent von 43 Gt CO2, was fast genau der aktuell emittierten CO2-Menge im Jahr entspricht.

Berechnungsgrundlagen

Benzin / Diesel:

Die CO2-Mengen-Festlegung in der Tabelle entspricht den Werten, die der Bund ansetzt. Für Benzin / Diesel / Heizöl / Erdgas: gemäß den Emissionsfaktoren des Umweltbundesamtes (UBA), die der CO2-Preisgestaltung zu Grunde liegt. Tatsächlich sind die Emissionen in der gesamten Produktionskette höher (s.u.).

Weitere Grundwerte

Methan

Die Methan-Berechnung ist spekulativer. Die Emissionen entstehen bereits bei der Förderung von fossiler Energie. Olivier/Peters geben auf S.12 (s.o.) auch den Anteil an, den Öl, Kohle und Gas an den weltweiten Methanemissionen ausmachen. Bei einem Mittelwert von 500 Mt Methanemissionen pro Jahr (s.o.) ergibt sich:

Anteil an Methan- GesamtemissionenMethan-Emissionen pro JahrGesamtförderungMethanemssionen pro kg ProduktionTWh gesamtMethanemission pro KWh
(primär ohne Verluste)
Öl9 %45 Mt4700 Mt0,01 kg1 g
Gas14 %70 Mt3440 Mt0,02 kg40000 TWh1,75 g
Kohle10 %50 Mt46426 TWh1 g

Nahrung

Referenz ist die WWF-Publikation Klimawandel auf dem Teller (S.27) von 2012, mit der auch der CO2-Rechner des Umweltbundesamtes arbeitet. Interessant wäre hier eine Aufschlüsselung in CO2 und Methan, angegeben sind aber nur CO2-Äquivalente. Der Verzicht auf Kraftfutter (= mehr Methanausstoß) sowie Futter-Importe aus Südamerika, die zur Regenwaldabholzung beitragen, kann die Klimabilanz verbessern. Bio-Produkte aus der Region sind deshalb eine bessere Wahl. Ergänzend empfiehlt sich die Studie Fleisch aus Baden-Württemberg. Auch Transportkosten wirken sich natürlich auf die Lebensmittelpreise aus. Insbesondere bei langen Wegen wird CO2-Preis einen Aufschlag verursachen. Dies ist in der Tabelle aber nicht berücksichtigt.
Inzwischen hat der WWF ergänzend die Studie Klimaschutz, landwirtschaftliche Fläche und natürliche Lebensräume als "Kulinarischen Kompass" herausgegeben. Flexitarische, vegetarische und vegane Ernährung werden gegenübergestellt.
Die Studie Including CO2 implications of land occupation in LCAs— method and example for livestock products (Schmidinger, Universität Wien; Stehfest, Umweltbehörde PBL Niederlande 2012) kommt für niederländisches Rindfleisch auf 22 kg CO2 pro kg Fleisch, setzt sogar für 1kg brasilianisches Rindfleisch 335 kg CO2 an, da hier Regenwaldabholzung und Landveränderung berücksichtigt werden. Daraus würde sich im Rechner der 17fache Aufpreis ergeben, z.B. 45 €/kg bei 180€ CO2-Preis.

Weitere Quellen:

Wie viel CO2 ensteht beim Autofahren?

Pro verbranntem Liter Benzin oder Diesel entsteht etwa die 2,5-fache Menge an CO2. Dieser Wert berücksichtigt allerdings nicht...

² = Nach der ERA-Studie (s.o.) sind die Methanemissionen schwer zu erfassen und entsprechen 0,1 - 2,4 Gt CO2-Äquivalente(CO2e) pro Jahr. Je nach Fördergebiet ergeben sich damit mehr als 100g/MJ, in Nigeria sogar 167g/MJ. Bei 32MJ/Liter Benzin ergeben sich damit 3,2 bis 5,3 kg CO2e pro Liter Benzin. Methan zerfällt zwar nach 10 bis 25 Jahren, heizt aber erstmal das Klima an und kann damit Feedback-Effekte in Gang setzen. Realistisch wäre ein Wert von 4 kg CO2e pro Liter Benzin, der aber hier nicht benutzt wird.

Lesetoff dazu: CO2-Rechner für Auto und Flugzeug der WDR-Sendung Quarks und Klimareporter: CO2-Preis statt EEG-Umlage und Stromsteuer