
Basiswissen Atomkraft
Atom-Fans und bestimmte Medien suggerieren, Atomkraft könne die Energie- und Klimakrise günstig lösen. Die Diskussion braucht aber Fakten. Also: Wo ist das Problem?
Risiko eines Unfalls
- unwahrscheinlich aber möglich
- Bei einem GAU wären mehrere Kilometer um das AKW künftig nicht bewohnbar.
- Je nach Wetterlage (Wind, Regen) wären große Regionen Deutschlands anschließend verstrahlt.
- Ernteausfälle für viele Jahre
- Anstieg der Krebserkrankungen durch Spätfolgen
- Unfälle sind nicht versichert. Grundeigentümer werden voraussichtlich kaum entschädigt.
Atmommüll
- Für den Atommüll gibt es keine Lösung in Deutschland.
- Die Lagerung über 1 Million Jahre wird nicht im Voraus bezahlt.
- Bisher wird sämtlicher deutscher Atommüll oberirdisch in einer Halle bei Gorleben sowie in Zwischenlagern an den AKW-Standorten gelagert.
- Weltweit existiert kein einziges Endlager für hochradioaktive Abfälle.
- auf den Milliardenkosten für den Rückbau von AKWs nach Ende der Betriebsdauer bleibt ebenfalls der Staat größtenteils sitzen.
Atomwaffen
- China, Frankreich und Großbritannien halten an Atomkraft fest, um weiterhin Atomwaffen produzieren zu können.
- Dies dürfte in vielen Fällen sogar der Hauptgrund für den Bau neuer AKW sein.
Uran
- Der Uranabbau ist hochgradig umweltschädlich.
- Ein Hauptlieferant für Uran ist Russland.
- Die Uranvorkommen sind endlich. Sie reichen bei gleichbleibendem Abbau etwa noch bis 2080.
Mangelnde Zuverlässigkeit
- Wegen Sicherheitsrisiken waren im Sommer 2022 mehr als die Hälfte der französischen AKW abgeschaltet, insgesamt 32 von 56 AKWs.
- AKW brauchen Kühlwasser, das bei niedrigen Pegelständen der Flüsse nicht zur Verfügung steht. Das betraf fünf der abgeschalteten AKWs 2022 in Frankreich. Dürren infolge von Klimawandel können die Lage verschärfen.
- andere Länder achten weniger auf Sicherheit und lassen auch marode AKW weiterlaufen.
Stromimport und -export nach Frankreich
- Je nach Angebot von Wind und Sonne fließt der Strom mal in die eine Richtung, mal in die andere
- 2022 exportierte Deutschland vier mal so viel Strom nach Frankreich wie es importierte. Siehe: Stromerzeugung 2022 (Fraunhofer) Seite 25.
- AKW-Befürworter nennen oft andere Zahlen, die einen höheren Import belegen sollen: Diese beinhalten aber die Transitmengen, die z.B. von Frankreich über Deutschland in die Schweiz fließen.
- Um Frankreichs Strommangel aufzufangen, musste Deutschland 2022 Kohle und Gas verstromen, was die Preise zusätzlich in die Höhe trieb.
- Fast alle AKWs in Frankreich gehen auf ihr Laufzetende von 40 bis 50 Jahren zu. Sie müssten erneuert oder durch Wind und Sonnenenergie ersetzt werden.
Energiekrise
- die bis 2023 verbliebenen drei AKW machten nur ca. 5% der deutschen Stromproduktion aus
- AKW lassen lassen sich nicht flexibel an die schwankende Produktion von Wind und Sonne anpassen. Erneuerbare Energien werden deshalb bei einem Überangebot abgeschaltet, AKWs laufen weiter. Verbraucher zahlen doppelt.
- Gas und Kohle müssen zunächst die AKW-Produktion ersetzen.
- Deutschland hat genügend eigene Reserven dafür, die bei einem Stromexport nach Frankreich aber an ihre Grenzen kommen.
Klima
- Der Bau neuer AKW dauert mehr als 20 Jahre
- zu langsam für die Klimakrise.
- Wind- und Solarparks können in wenigen Jahren gebaut werden.
Strompreis
- Der Börsenstrompreis lag vor der Energiekrise bei 2-5c/kWh, Anfang 2023 bei 10-15c/kWh.
- Bestehende AKW rentieren sich auch bei niedrigen Strompreisen, wenn man Unfallrisiko und Endlagerkosten außen vor lässt.
- Neue Wind und PV-Anlagen rentieren sich in D etwa bei 5c/kWh ohne Zuschüsse.
- Um mit Windenergie und PV unterbrechungsfrei Strom zu liefern, müssen Speicherkosten für ca. 1/3 der Zeit eingepreist werden, so dass sich ein Nettopreis von ca. 12c/kWh ergibt.
- Mindestens 12c/kWh kostet auch Atomstrom aus neuen AKWs.
- Würde man AKWs gegen Unfälle versichern und die Endlagerung im Voraus bezahlen, wäre AKW-Strom unbezahlbar, weit oberhalb von 50c/kWh.
- In Frankreich liegen die Börsenstrompreise zuletzt wesentlich höher als in Deutschland. Verbraucher zahlen nur weniger, weil Frankreich die Stromkosten mit Steuergeldern massiv subventioniert.
AKW-Befürworter sagen nicht, worauf sie hinaus wollen
- eine komplette Sicherheitsüberprüfung stattfinden, die eigentlich schon 2020 nötig gewesen wäre, aber wegen des geplanten Ausstiegs ausgesetzt wurde.
- neue Brennstäbe beschafft werden. Das dauert mindestens ein Jahr. Die Brennstäbe müssten mindestens 5 Jahre laufen, um rentabel zu arbeiten.
- Fachpersonal reaktiviert werden, das bereits andere Pläne hat.
- die AKW-Betreiber ggf. mit Subventionen zum Weiterbetrieb gedrängt werden, die derzeit keinen Weiterbetrieb wollen.
- All das würde nur ca 5% der deutschen Stromproduktion betreffen, ist also eher eine Randdebatte.
- Um die Grundlast zu decken, wären ca. 50 AKW nötig, also ca. 3 pro Bundesland
- Kosten: ca. 500 Milliarden Euro
- Betrieb ab etwa 2040
- Möglicherweise treten Befürworter auf den Plan, die letztlich eine Bewaffnung Deutschlands mit Kernwaffen erreichen wollen
Unmöglich ist die Reaktivierung bereits stillgelegter AKWs. Diese werden bereits zurückgebaut. Die Stilllegung wurde von CDU/SPD/FDP geplant und umgesetzt.
Möglich wäre ein Weiterlaufen der letzten drei AKW, aber zu einem hohen Preis. Denn dann müsste...
Möglich wäre auch ein Bau neuer AKWs in ganz Deutschland:
Nicht zuletzt dürfte die Diskussion in vielen Fällen allein parteipolitisch motiviert sein. Dabei geht es CDU, SPD und FDP oft darum, von den eigenen Versäumnissen beim Ausbau erneuerbarer Energien abzulenken. Ziel ist vor allem, die Grünen zu schwächen, die von der Diskussion um den Klimawandel profitieren und derzeit die konsequenteste Politik zum Ausbau erneuerbarer Energien betreiben. Anstatt konstruktiv daran mitzuwirken, wird versucht, deren Anteil klein zu halten. Richtig ist: Kurzfristig wird durch die AKW-Abschaltung mehr CO2 freigesetzt. Viele Akteure wittern nun die Chance, eine Erzählung aufzubauen, den Grünen gehe es nicht um Klimaschutz, sondern um Ideologe. Sie lassen dabei außen vor, dass hinter der Entscheidung eine wohlüberlegte Risikoabwägung steckt. Und sie vermeiden, ein eigenes Konzept aufzustellen. Denn dann würde schnell klar werden, dass ein Weiterbetrieb der AKW nur wenig zur Energieversorgung beiträgt bzw. ein Neubau exorbitante Kosten verursachen würde, die letztlich zu deutlich höheren Strompreisen als mit erneuerbaren Energien führen würden, bei Unfallrisiko und ungelöster Endlagerfrage.